Die Zeit rast und nun geht auch meine kleine Geschichte schon zu Ende. Ich hoffe, ihr hattet genauso viel Spaß dabei, Felix für die Adventszeit zu begleiten wie ich.
Für mich hat diese kleine Adventsaktion mit meinen wunderbaren Kolleginnen
Karo Stein,
Caro Sodar,
France Carol und
Sissi Kaipurgay viel Freude bedeutet und auch oder gerade weil ich momentan so wenig zum Schreiben komme, bin ich glücklich, für Felix und Arne ein schönes Ende gefunden zu haben. Danke, dass ich dabei sein durfte.
Weil es mein letzter Beitrag zu unserem Kalender sein wird, möchte ich heute noch einmal etwas Besonderes verlosen. Wer hier auf dem Blog oder auf Facebook einen Kommentar hinterlässt, hüpft in den Lostopf und kann gewinnen:
Ein signiertes Exemplar von "Spätes Glück" und ein passender Becher suchen ein neues Zuhause. Auch wenn es sicherlich nicht mehr vor Weihachten ankommt, könnt ihr mit ein wenig Glück zumindest auf das neue Jahr schon mit Christian und Andreas anstoßen.
Mit den besten Wünschen für einen wundervollen vierten Advent und ein schönes Weihnachtsfest im Kreise eurer Lieben lasse ich jetzt auch meine beiden Jungs noch in den Sonnenuntergang reiten ...
Süßer Traum (Teil 4)
Auf dem Weg nach Hause
kommen die ersten Zweifel in mein Bewusstsein. Meine Wohnung ist nicht für
Besucher ausgerichtet. Ich habe noch nie Gäste dort gehabt. Es ist eine
Unterkunft, die praktisch ist, aber nicht viel hermacht.
„Wir können auch zu dir...“
Arne schüttelt den Kopf. „Meine Mitbewohnerin
feiert heute ihren Geburtstag. Da stören wir nur.“
„Bist du nicht eingeladen?“
„Gott bewahre! Nele ist eine Bitch vom
Feinsten. Wir versuchen uns aus dem Weg zu gehen, weil es ständig knallt. Die
Antipathie zwischen uns ist vom ersten Tag an gegenseitig. Es gibt wenige
Menschen, mit denen ich rein gar nicht klarkomme, sie gehört definitiv dazu.
Aber das ist in Ordnung. Meine anderen Mitbewohner sind voll in Ordnung, das
Zimmer ist geräumig und günstig und das Zusammenleben klappt gut.“
„Okay.“ Wir stehen bereits vor dem
Schaufenster der Bäckerei. Im Dunkeln sieht der Fensterschmuck wirklich schön
aus. Klara und ich haben uns viel Mühe gegeben und die Lichterkette mit echten
Tannenzweigen verziert. Wir mögen beide das Plastikzeug nicht.
„Sieht toll aus“, bemerkt Arne neben mir. „Mir
fehl nur ein bisschen mehr Werbung schon in der Auslage zur Straße. Wer euch
nicht kennt, weiß gar nicht, welche Schätze es im Laden gibt.“
Das Lob bedeutet mir viel. Bisher haben alle
Kunden meine Eigenkreationen gemocht, aber Arnes Meinung ist mir besonders
wichtig. Schließlich habe ich etliche Tage gedacht, ihn nur mit meinen Pralinen
in den Laden lotsen zu können. Inzwischen glaube ich auch ein wenig daran, dass
ich selbst vielleicht ein Grund für seine Besuche gewesen bin. Bei dem Gedanken
wird mir warm und mein Herz schlägt ein wenig schneller. Lächelnd ziehe ich
Arne mit mir zum Eingang neben dem Geschäft. Meine Wohnung hat zwar auch einen
direkten Zugang zur Backstube, aber es gibt auch ein normales Treppenhaus.
„Hier entlang. Erwarte bitte nicht zu viel. Du bist der erste Besucher, den ich
empfange.“
Die Dielen knarren, als wir die Stufen zu
meiner Eingangstür hinaufgehen. Arne läuft direkt hinter mir. Ich schließe auf,
ziehe meine Jacke aus und hänge sie an den Haken neben der Tür. Zum ersten Mal
ist es mir peinlich, dass in meinem Flur noch immer die kahle Birne an der
Decke hängt. Zu den Zeiten, als mein Vater die Wohnung nur als Pausenraum
genutzt hat, war das egal, doch jetzt, wo ich hier komplett wohne, sollte ich
endlich anfangen, es mir wohnlicher zu gestalten.
„Kaffee?“, frage ich unsicher. Ich spüre die
Wirkung des Alkohols und hoffe, dass das Koffein sie vertreibt. Außerdem kaufe
ich mir so ein wenig Zeit.
„Lieber etwas anderes ...“ Arme umschlingen
mich von hinten und in meinem Nacken spüre ich heißen Atem. Eine raue Zunge
zieht eine feuchte Spur an meinem Hals. Gänsehaut und ein wohliges Prickeln
breiten sich auf meinem Körper aus. „... dich.“ Arne dreht mich vorsichtig um
und blickt mir in die Augen. Stumm gebe ich mein Einverständnis und sofort
pressen sich weiche Lippen auf meinen Mund. Mit einem Mal kann es gar nicht
schnell genug gehen. Arnes Hände schleichen sich unter meinen Pulli. Zum ersten Mal seit Ewigkeiten spüre ich
fremde Finger auf meiner Haut. Ein Hitzeschauer jagt durch meinen Körper und
das Blut schießt gen Süden. Augenblicklich werde ich hart. Hungrig schnappe ich
nach Arnes Lippen, sauge sie ein und knabbere daran. Leises Stöhnen ist die
Reaktion, die zeigt, wie sehr auch Arne unser Spiel genießt. Ohne mich von ihm
zu lösen, schiebe ich Arne durch den engen Flur in das Zimmer und in die Ecke,
in der mein Bett steht. Ein Schrank trennt den Wohn- vom Schlafbereich. Zum
Glück habe ich die Bettwäsche gerade vor ein paar Tagen gewechselt und das Bett
mittags vor dem Losgehen noch gemacht. Obwohl ich wirklich nicht einen
Augenblick daran gedacht habe, Arne mit zu mir nach Hause zu nehmen.
Hektisch zerre ich an Arnes Klamotten, bis er
den Kuss löst und schnell selbst aus den Sachen schlüpft. Während ich mich
ausziehe, bewundere ich den makellosen Körper, der sich vor meinen Augen entblättert.
Kein ausgeprägtes Sixpack, aber dennoch kein Gramm Fett, das die Muskeln
überdeckt, die von regelmäßigem Training zeugen. Für einen Augenblick komme ich
mir richtig fett vor. Seit ich das Geschäft übernommen habe, ist auch der Sport
zu kurz gekommen, was sich auch schon gehörig auf der Waage gezeigt hat. Bisher
hat mich das nicht gestört, da ich selbst der einzige war, der mich ansehen
musste, doch jetzt nehme ich mir vor, wieder mehr auf meinen Körper zu achten.
„Gefällt dir, was du siehst?“, fragt Arne
leise. Seine Stimme kling rau und erregt. Er lächelt. „Mir auch.“
Mit leichtem Druck schubst er mich auf das
Bett und lässt sich auch fallen. Eine Zunge drängt sich in meinen Mund und
erkundet die unbekannte Höhle, während sein Körper sich an mir reibt. Nach der
langen Enthaltsamheit bin ich kurz davor, allein von dieser Berührung zu
kommen. Entschlossen sammle ich meine Kraft, rolle Arne auf den Rücken und
setze mich rittlings auf ihn. Wir atmen beide schon schwer und der Moment zum
Auskühlen tut gut. Meine Finger streichen sanft über die glatte Haut. Sie
spüren die Muskeln, die leicht zittern, gleiten über die Seiten wieder zur
Mitte und fahren den weichen Flaum entlang, der den Weg zeigt zu dem Schaft,
der sich mir entgegen reckt. Arnes Augen folgen der Spur meiner Hände, bevor
sein Blick mich einfängt. Wie ein Sog zieht mich der dunkle Schimmer hinunter,
bis unsere Lippen sich wieder treffen. Ein Kuss, der süchtig macht nach mehr. Mein
Körper sehnt sich nach jeder Berührung, die er so lange entbehrt hat. Arnes
Hand umschließt meine Erregung und bringt mich mit wenigen Strichen zur Explosion.
Es gelingt mir nicht, den Moment noch herauszuzögern. In einer Fontäne spritzt
ein warmer Strahl zwischen uns. Ich fliege hoch und segle ganz langsam wieder
auf den Boden zurück. Wir liegen Seite an Seite und Arne hält mich fest im Arm.
Er küsst mich sanft auf die Schläfe und wartet geduldig, bis ich wieder
gelandet bin. Ganz deutlich spüre ich plötzlich Arnes Härte an meiner Seite und
bekomme ein schlechtes Gewissen. Doch Arnes Lächeln und der zärtliche Kuss
geben mir zu verstehen, dass er mir nicht böse ist. Mit einem Mal überfällt
mich die Müdigkeit, die mich mit einem Schlag ausknockt. Meine Augen bleiben
geschlossen. Meine Zunge ist bleischwer und kein Wort kommt über meine Lippen.
Ich lasse die Streicheleinheiten über mich ergehen und merke nur am Rande, wie
ich langsam in eine Traumwelt abgleite.
Ein penetrantes Läuten dringt in mein
Bewusstsein, das ich mit wachsender Klarheit als meinen Wecker identifiziere.
Alles ist wie immer und doch ist alles anders. Denn noch immer liege ich in
einer festen Umarmung. Es fühlt sich verdammt gut an, auch wenn das schlechte Gewissen
Überhand gewinnt, als ich mich an meinen abrupten Abgang erinnere.
„Willst du das schreckliche Ding nicht endlich
mal ausmachen?“, fragt eine verschlafene Stimme hinter mir. „Das ist Folter.
Wie spät ist es eigentlich?“
„2.30 Uhr“, erkläre ich leise. Ich schlängle
mich aus der Umarmung und presse zum Abschied einen leichten Kuss auf Arnes
Lippen. Viel lieber würde ich liegenbleiben, denn der Kerl in meinem Bett sieht
einfach zum Anbeißen aus und ich habe auch noch etwas gut zu machen. „Du kannst
weiterschlafen. Ich muss nach unten zur Arbeit, komme aber so bald wieder, wie
ich kann. Versprochen.“
„Hmm.“
Ich kann gut verstehen, dass Arne um diese
Uhrzeit nicht besonders gesprächig ist. Das bin ich im Allgemeinen auch nicht.
Normalerweise interessiert das nur niemanden, da ich immer allein bin, bis
meine Schwester eintrifft. Im Dunkeln suche ich meine Sachen zusammen und
schleiche hinüber in die Küche. Um nicht unnötig viel Krach zu machen, trinke
ich nur einen Schluck Wasser, husche ins Bad und klettere leise die Treppe nach
unten in die Backstube.
Mit dem ersten Kaffee in der Hand mache ich
mich an die Vorbereitungen. Trotz des wenigen Schlafes fühle ich mich ausgeruht
und einfach fantastisch. Ganz kann ich Geräusche nicht vermeiden, aber ich
verzichte auf laute Musik. In meinem Kopf klingen die Lieder laut genug und ich
bin motiviert wie selten.
„Kann ich dir irgendwie helfen?“
Ich zucke zusammen und wende mich der Stimme
zu. Arne steht am Fuß der Treppe. Er hat sich nur seine Shorts und ein Shirt
von mir übergezogen. Mit strubbligen Haaren und einem verschlafenen Grinsen auf
dem Gesicht sieht er einfach nur sexy aus und es fällt mir schwer, mich weiter
auf den Teig vor mir zu konzentrieren.
„Warum bist du nicht im Bett geblieben?“
„Es war so einsam ohne dich.“ Er kommt auf
mich zu und gibt mir einen Kuss auf die Lippen, bevor sein Blick an meinem
Kaffeebecher hängenbleibt. „Hast du für mich auch einen Wachmacher?“
„Bedien dich. Ich bin gerade verhindert.“ Lächelnd
hebe ich meine bemehlten Hände hoch und zeige auf den Kaffeeautomaten. „Erklärt
sich selbst.“
Während Arne auf seinen Kaffee wartet,
vollende ich die erste Ladung und schiebe die Bleche in den Ofen. Ein paar Minuten
bleiben mir nun zum Verschnaufen, bis die nächste Fuhre fällig ist. Normalerweise
nutze ich die Momente, um selbst noch einen Kaffee zu trinken oder schon mit
der Vorbereitung des Ladens zu beginnen. Jetzt stehe ich einfach nur da und
beobachte meinen nächtlichen Bettgenossen beim Aufwachen. Was sind wir nun
eigentlich? Es war ein toller Nachmittag, der im Bett geendet ist und zumindest
für mich ein sehr befriedigendes Erlebnis gebracht hat. Doch was macht das aus
uns? Ich habe verdammt wenig Erfahrungen mit solchen Dingen. Meine einzige Beziehung
ist mächtig in die Hose gegangen, obwohl es im Grunde genau das ist, was ich
haben möchte. Einen Partner, mit dem ich mein Leben teilen kann und nicht nur
ein paar Momente im Bett. Sex im Bett hatte ich auch schon lange nicht mehr,
geschweige denn in meinem eigenen Bett.
„Wenn du mir sagst, was ich machen kann, helfe
ich dir wirklich gern“, meint Arne schon wesentlich wacher. „Ich bin zwar
manchmal ein kleiner Tölpel, aber für einfache Arbeiten zu gebrauchen und
lernfähig.“
Gemeinsam gehen wir hinüber in den Laden. Ich
zeige Arne, was zu tun ist und er legt los, während ich zurück in die Backstube
gehe. Als ich wenig später zurückkomme, sind die Auslagen gewischt und die
Pralinen bereits wieder in der Vitrine. Nur die Schachtel mit den Kreationen
für heute steht noch verpackt auf dem Tresen.
„Die müssen hier oben hin, nicht wahr?“, fragt
Arne und zeigt auf die Box. „Darf ich schon eine kosten? Ich bezahle sie dir
nachher auch.“
So weit kommt es noch, dass Arne mir hilft und
dann auch noch eine Praline bezahlt. Ich nicke. „Nimm sie dir und sage mir, was
du davon hältst. Ist eine neue Kombination, die mir eigentlich ganz gut
gefällt.“
Genüsslich lässt Arne das Schokoladenstück in
seinen Mund gleiten. Ich beobachte ihn genau und merke augenblicklich, wie
meine Erregung wächst. Kann das Essen einer Praline ein erotisches Spiel sein?
Anscheinend schon und das Kino in meinem Kopf läuft auf Hochtouren. Die Zunge,
mit der Arne sich genießerisch über die Lippen leckt, ist braun von der
Schokolade. Er führt einen Finger zum Mund, verreibt die braune Masse und
steckt ihn hinein. Ich kann meinen Blick nicht von ihm wenden. Ein Stöhnen
kommt aus der Tiefe meiner Kehle und mir ist alles egal. Mit dem letzten Funken
Verstand zerre ich Arne hinter mir her, aus dem Laden, durch die Backstube und
in die kleine Büroecke, in der wir vor den Blicken von außen verborgen sind.
Bevor Arne einen Ton sagen kann, ziehe ich ihn an mich und küsse ihn
leidenschaftlich. Nur durch dünnen Stoff getrennt, reiben unsere Härten
aneinander. Dieses Mal soll Arne derjenige sein, der verwöhnt wird. Mit einer Bewegung
ziehe ich seine Shorts hinunter, gehe in die Knie und nehme seine Erregung in
mich auf. Mit der Zunge fahre ich den Schaft entlang und entlocke Arne ein
tiefes Seufzen, das mich ermuntert weiterzumachen. Meine Sinne sind vollends
auf den männlichen Geruch ausgerichtet und ich genieße den Geschmack und die Reaktionen,
die ich bekomme. Es dauert nicht lange, bis Arne sich aufbäumt und sich in
meine Mundhöhle ergießt. Ich schlucke, lecke ihn mit einem breiten Lächeln
sauber und erhebe mich. Arne lehnt schwer atmend an der Wand. Seine Knie zittern
und nun bin ich es, der ihn in den Arm nimmt und festhält.
„Was zum Teufel ...“ Klaras schrilles
Kreischen holt mich augenblicklich aus dem All zurück in die Realität. Jetzt merke
ich es auch. Verdammt, diese Lage an Brötchen kann ich vergessen. Es riecht
verbrannt. „Was zum Teufel machst du hier, Felix?“ Wütend schießt Klara schießt
um die Ecke. Sie erkennt die Situation und wird sofor knallrot im Gesicht. Wenn die Lage nicht so eindeutig
wäre, würde ich sicher versuchen mich aus dem Schlamassel zu reden. Doch hier
gibt es nichts zu beschönigen. Meine Schwester hat uns in flagranti erwischt. „Sorry,
ich wollte nicht ... bin schon weg ...“, stammelt sie und dreht sich um.
Erst jetzt zieht Arne seine Hose wieder hoch.
Ich gehe zum Waschbecken und wasche meine Hände gründlich, bevor ich mich dem
Debakel in der Backstube zuwende. Nachdem ich die verkokelten Brötchen entsorgt
und die nächste Lage im Ofen habe, gehe ich auf die Suche nach meiner
Schwester. Geschäftig wischt sie die sauberen Regale im Laden erneut ab und
dekoriert ein wenig um. Die Farbe ist noch immer nicht aus ihrem Gesicht
gewichen.
„Tut mir leid, ich war wohl abgelenkt“, bemerke
ich trocken, ohne weiter auf ihr Verhalten einzugehen. „Was machst du überhaupt
schon hier?“
Es ist noch vor fünf Uhr, meist kommt sie
frühestens eine Stunde später.
„Ich dachte, du brauchst vieleicht Hilfe“,
kommt die Antwort patzig. „Aber da habe ich mich wohl getäuscht. Es sei denn,
jemand muss aufpassen, dass du nicht alles in Brand setzt.“
„Ach, Schwesterherz...“ Ich schlinge meine
Arme um ihre Hüfte und drehe sie zu mir, bis sie meinem Blick nicht mehr
ausweichen kann. „Tu nicht so prüde mit einem Mal. Du bist es doch gewesen, der
mich unbedingt verkuppeln wollte.“
„Aber nicht hier ... während der Arbeit.
Konntet ihr nicht ...?“
„Bin mittendrin eingeschlafen“, gebe ich zu. „Und
nachdem Arne mir hier so schön geholfen hat, wollte ich mich endlich
revanchieren. Das konnte nicht noch warten. Hab dich nicht so, es ist schließlich
nichts Schlimmer passiert. Ab und an verbrennen eben mal ein paar Brötchen, das
ist kein Weltuntergang.“
Langsam fängt Klara sich wieder. Ihre
Gesichtsfarbe wird normal und sie grinst. Ich weiß, dass ich diesen schwachen
Moment noch ein paar Mal vorgehalten bekommen werde, auch wenn sie jetzt stumm
bleibt. Aber das war es allemal wert.
„Ich gehe dann mal nach oben und ziehe mich an“,
sagt Arne von hinten. „Darf ich deine Dusche benutzen?“
„Klar“, sage ich bestimmt. Bevor er
verschwinden kann, fange ich seinen Arm ein und ziehe ihn noch einmal an mich
heran, um ihn zu küssen. Demonstrativ, lang, zärtlich und doch voller
Leidenschaft. „Am besten wir machen das zusammen. Da meine Schwester schon da
ist, kann sie den Rest auch überwachen. Du weißt ja, wo du uns im Notfall
findest, Klärchen.“ Ich grinse diabolisch, da ich weiß, wie sehr meine
Schwester den Kosenamen hasst. „Im Notfall allerdings nur. Du weißt schon.“
Ohne Klaras Reaktion abzuwarten, ziehe ich
Arne hinter mir her nach oben. Ich weiß, dass sie uns nicht stören wird, auch
wenn es ein seltsames Gefühl ist, in einer offenen Wohnung mit meinem Lover zu
turteln, während meine Schwester daneben arbeitet und genau weiß, was wir tun.
Oder auch nicht ...
Immerhin lässt die Tür zu meinem Badezimmer
sich abschließen und auch wenn die Dusche zu zweit ziemlich eng ist, schaffen
wir es, gemeinsam unter den warmen Strahl zu gehen. Seit Minuten hat Arne
keinen Ton gesagt. Nun schauen wir uns gegenseitig ins Gesicht und fangen an zu
grinsen. Aus dem Grinsen wird ein lautes Lachen. Die Situation war auch
wirklich grotesk. Und lustig.
„Keine Angst. Meine Schwester ist hart im Nehmen.
Sie erholt sich schon von dem Schock.“ Nachdenklich betrachte ich mein
Gegenüber, während ich ihn einseife. „Oder bereust du es schon?“
„Nie im Leben.“ Arnes Kopfschütteln ist so
vehement, dass die Wassertropfen in mein Gesicht schlagen. „Dazu war es viel zu
schön.“
Das fand ich auch, obwohl mir gerade mal
wieder die Worte fehlen. Die Frage, was ich hier tue, was wir hier eigentlich
tun, stellt sich mir erneut. Stumm seifen wir uns gegenseitig ein und spülen den
Schaum ab. Ich werfe Arne ein Handtuch zu, damit er sich abtrocken kann.
„Ich ...“
„Ich ...“
Wir lachen beide. Ein Déja-vu zu unserer
ersten Unterhaltung.
„Du zuerst.“ Ich lasse ihm den Vortritt,
während ich mir frische Sachen aus dem Schrank hole und mich anziehe.
„Ich werde dann mal gehen und dich in Ruhe lassen“,
sagt Arne. Überzeugt von seinem Vorschlag scheint er nicht zu sein.
„Kommt nicht in Frage“, entgegne ich bestimmt.
„Ein Frühstück ist das Mindeste, was ich dir bieten kann.“ Ich mache eine kurze
Pause und beobachte ihn. „Außerdem sollten wir miteinander reden. Über das, was
heute Nacht war, und über das, was das für uns beide bedeutet.“ Ich küsse ihn
sanft auf den Mund, um ihm zu zeigen, was es für mich bedeutet, dass er hier
bei mir ist. Ich hoffe zumindest, dass er es versteht, auch wenn ich es nicht
in Worte kleiden kann. „Deckst du den Tisch?“ Ich lache. „Für zwei Personen habe
ich immerhin Geschirr in meinem Schrank. Bin gleich wieder da.“
Während Arne in die Küche geht, husche ich
schnell nach unten in den Laden. Ich greife ein paar Schrippen,
Vollkornbrötchen und ein bisschen Aufschnitt und Käse. Klara verfolgt mein Tun
mit Blicken, sie sagt nichts und nickt nur. Ihr wissendes Grinsen allerdings
zeigt mir, dass sie sich für mich freut. „Danke“, formen meine Lippen lautlos,
bevor ich ihr einen Luftkuss zuwerfe und wieder nach oben sprinte.
Kaffeeduft und ein gedeckter Tisch erwartet
mich in meiner kleinen Küche. Arne steht am Herd und brät ein paar Rühreier.
Das karierte Küchenhandtuch, das er als Schürze vorgebunden hat, sieht
eigentlich lächerlich aus ... und doch verdammt sexy. Gibt es etwas, was ich nicht
sexy an diesem Kerl finde? Egal wie man das nennen soll, was wir haben. Ich will
es. Auf jeden Fall. Hoffentlich geht es ihm nicht anders, sonst wird mein Herz
erneut gebrochen. Soweit ist es schon, dass er mir mein Herz brechen kann. Das
heißt wohl, dass er sich schon ziemlich tief in meine Eingeweide gebrannt hat.
„Ich hoffe, es war in Ordnung, dass ich mich
bedient habe“, meint Arne fröhlich. „Ich dachte, wir haben beide ein paar Eier
zum Auffüllen unserer Reserven nötig.“
Arne hat recht. Sobald er wach ist, plappert
er tatsächlich viel. Etliches ist unsinnig, aber charmant. Während des
Frühstücks unterhalten wir uns über unsere Vorlieben beim Essen und Trinken. Wie
bei den Hobbys gibt es viele Übereinstimmungen. Wir lachen viel und mein Gefühl
sagt mir eigentlich, dass meine Zweifel unbegründet sind. Dennoch muss ich
Klarheit haben. Nach dem unrühmlichen Ende meiner Beziehung zu Dominik habe ich
mir geschworen, immer mit offenen Karten zu spielen, auch wenn es einmal wehtun
könnte.
„Ich fand die Zeit mit dir sehr schön“,
beginne ich in einer kurzen Redepause meines Gegenübers. „Deshalb möchte ich
wissen, wie es dir geht und ob du ... ob du auch daran interessiert wärst,
unser Treffen zu wiederholen.“
Arnes Kichern irritiert mich. „Seit wann
redest du so geschwollen, Felix. Ja, verdammt, ich fand es auch toll mit dir
und ich möchte es wiederholen.“
„Aber ich ...“ All die Dinge, die gegen eine
Beziehung mit mir sprechen, müssen auf den Tisch. Doch Arne lässt mich nicht zu
Wort kommen. Er springt auf und setzt sich rittlings auf meinen Schoß. Seine
Arme legen sich um meinen Hals und er küsst mich zärtlich.
„Es ist mir egal, wie viele Bedenken du jetzt
äußerst. Ich will, dass wir es zumindest versuchen.“ Mit einem letzten Kuss
springt Arne wieder von mir herunter und setzt sich wieder. Bevor er
weiterredet nimmt er meine Hand und verschränkt unsere Finger auf dem Tisch. „Nur
der Versuch macht klug. Schon beim ersten Treffen habe ich mich in dich
verguckt und mit jedem Mal wurde die Sehnsucht nach dir größer. Der Abend hat
meine Vorstellung um ein Vielfaches übertroffen und ich bin sicher, dass ich
mit dir zusammen sein will. Wenn du es auch willst, dann lass es uns tun. Probleme
sind dafür da, um gelöst zu werden, und gemeinsam trägt sich alles einfacher.“
Es sind die Worte und die Gesten, die die
letzten Zweifel in mir zerstören. Ich fühle mich befreit und glücklich.
Übermütig stehle ich mir einen Kuss und nicke. „Ich will es.“
Ich will es versuchen und ich bin mir ziemlich
sicher, dass es dieses Mal für die Ewigkeit ist. Während wir uns küssend in die
Schlafecke verziehen, blitzt ganz kurz Klaras Grinsen vor meinem inneren Auge
auf. Natürlich wird sie mich wegen meines Umschwungs aufziehen, aber das ist
mir das Glück mit einem Partner an meiner Seite allemal wert.
Ende
Morgen geht es weiter bei Caro Sodar